fLotte kommunal 2018: Mobilitätsprojekt in 2 Außenbezirken

Offizieller Projektstart am 29. August 2018

Es ist ein bisher deutschlandweit einzigartiges Projekt, das im Herbst 2018 in Lichtenberg und Spandau gestartet wurde: In Kooperation mit fLotte, dem Lastenrad-Projekt des ADFC Berlin e.V., bieten die beiden Bezirke einen kommunalen, für die Bürgerinnen und Bürger kostenfreien Verleih von Lastenfahrrädern an. In beiden Bezirken gibt es je zehn Verleihstationen an öffentlichen Einrichtungen. Der ADFC Berlin stellt mit www.flotte-berlin.de die Plattform, über die die Räder ausgeliehen werden können. Es ist eines der ersten Projekte, das aus Mitteln des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms BEK 2030 der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz finanziert wird.

Hintergrund

Kurze und mittlere Distanzen können mit dem Fahrrad kostengünstiger, schneller und umweltfreundlicher zurückgelegt werden als mit dem Kraftfahrzeug. Lastenfahrräder sind nicht nur praktisch für Transporte, sondern sie sind ein sicheres, bequemes und nachhaltiges Verkehrsmittel im Alltag. Wenn sie direkt am Wohnstandort leicht zugänglich verfügbar sind, können sie private Autofahrten ersetzen und damit einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das Projekt fLotte kommunal könnte, berlinweit angewendet, einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Berliner Klimaschutzziele leisten.

Unser Partner

Deutschlandweit ist der ADFC der führende Kooperationspartner beim Verleih von kostenfreien Lastenfahrrädern. Die Erfahrungen des ADFC in verschiedenen Städten (beispielsweise Hannover, Dresden, Essen) bilden das wesentliche Fundament der Initiative „Freie Lastenräder“. Mit Beginn 2018 hat nun auch der ADFC Berlin gemeinsam mit verschiedenen Partnern (Stadtteilinitiativen, Privatpersonen, Gewerbe) unter dem Namen fLotte einen freien Lastenfahrradverleih in Berlin gestartet. Das Projekt fLotte kommunal ergänzt dieses Projekt mit Partnern aus den kommunalen Bezirksverwaltungen.

Dadurch wird das Erfahrungspotential genutzt und unübersichtliche Parallelstrukturen werden vermieden. Die Strukturen des ADFC Berlin reichen in jeden einzelnen Berliner Kiez. Der Verband ist prinzipiell gut vernetzt. Er verfügt über ein online-Buchungssystem, welches an das Projekt angepasst und genutzt werden kann. Er besitzt die notwendige Fachkenntnis für Betrieb, Wartung und Reparaturen. Damit ist der ADFC Berlin ein fachkundiger, leistungsfähiger und zuverlässiger Kooperationspartner während der Projektlaufzeit und für die Nachhaltigkeit des Projektes im Anschluss.

Unser gemeinsames Ziel

Ziel des Projekts ist es, Lastenfahrräder als Transportmittel für kleine und mittlere Strecken für alle Bewohner zugänglich zu machen. Dabei soll – anknüpfend an vorhandene öffentliche Dienstleistungszentren und unter Nutzung einer eingeführten online-Buchungsplattform – ein kostenfreies kommunales Lastenfahrradausleihnetz aufgebaut werden. Die Bezirke möchten mit diesem Angebot einen Beitrag zum Aufbau umweltfreundlicher Mobilitätsangebote leisten. Durch das Projekt soll die Arbeit der öffentlichen Einrichtungen unterstützt und der Nutzen eines Lastenfahrrades bei der Bevölkerung bekannt gemacht werden.

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Mit diesem Projekt werden darüber hinaus u.a. folgende Fragestellungen untersucht:

  • Welche Ausleihstandorte sind besonders geeignet?
  • Lassen sich die Vorbedingungen zur Standortwahl (s. Verleihstationen) bestätigen oder gibt es darüberhinausgehende Anforderungen?
  • Ist das online-Buchungssystem dafür geeignet, alle Bewohnergruppen anzusprechen oder muss auch eine Buchung über den Standort möglich sein?
  • Welche Anforderungen ergeben sich aus der Bereitstellung eines solchen Sharing-Angebotes an die Leihstationen und an die Infrastruktur im Umfeld?
  • Wie könnte eine Kostenbeteiligung durch die Nutzer aussehen?
  • Welcher Typ von Lastenfahrrädern (einspurig oder 3-rädrig) ist bei welchen Altersgruppen bzw. Quartierstypen besonders nachgefragt?
  • Wie kann das Angebot nach Projektende weitergeführt werden?

Durch leicht zugängliche klimaverträgliche Mobilitätsangebote kann ein Umdenken und eine „neue“ Mobilitätskultur geschaffen werden. Damit wird die Umsetzung der klimafreundlichen Mobilitätswende unterstützt. Das Projekt möchte diesen Prozess in Bezirken außerhalb des S-Bahnringes fördern und verfolgt damit das Ziel, verkehrsbedingte Emissionen zu senken.

Lastenräder haben eine begrenzte Reichweite. Ihre Nutzung stärkt Kieze, denn Einkäufe werden eher lokal getätigt und soziale Kontakte eher innerhalb des Kiezes gesucht. Öffentlichen Einrichtungen wie Bibliotheken, Stadtteilzentren, Büros des Quartiersmanagements und Verkehrsschulen versuchen fortlaufend, ihr Profil an den Bedürfnissen der Anwohner auszurichten und Projekte sowie Vernetzungen innerhalb von Wohnquartieren zu initiieren. Sie sind deshalb auch geeignete Standorte für ein Lastenradausleihsystem.

Durch den Aufbau stabiler Kooperationen und die Entwicklung eines tragfähigen Finanzierungsmodells soll die Nachhaltigkeit des Angebots nach Projektende sichergestellt werden.

Unsere Verleihstationen

In den Außenbezirken Spandau und Lichtenberg werden an je zehn öffentlichen Standorten kostenfrei Lastenfahrräder zur Ausleihe angeboten. Wir haben zahlreiche Standorte angesprochen und haben bisher die Zusage von neun Einrichtungen, die über den Bezirk verteilt liegen und die wir in den nächsten Wochen sukzessiv ausstatten werden.

Unsere Kriterien für die Standortwahl:

  • unmittelbare Nähe zu Wohnquartieren
  • wochentags tagsüber geöffnet
  • Bereitschaft der Mitarbeiter*innen, den einfachen Ausleihvorgang vor Ort zu begleiten
  • Vorhandensein eines Flächenpotentials zur Aufstellung des Lastenfahrrades.

Die Mitarbeiter*innen der Stationen halten Ausleihformulare bereit und geben die Lastenfahrräder aus bzw. nehmen sie wieder entgegen. Die Buchung selbst erfolgt auf der Plattform fLotte-berlin.de des ADFC.

Kostenfreies Angebot

fLotte kommunal wird aus Mitteln des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz finanziert und ist für den Nutzer kostenlos, weil das Lastenfahrrad als überzeugendes Angebot zum PKW in den Fokus gerückt werden soll. Zudem ist der Haftungsaufwand bei einem kostenfreien Verleih geringer als bei einer Vermietung und auch der Verleihvorgang ist vereinfachter.

Es ist beabsichtigt, zum Austesten der Zahlungsbereitschaft der Kund*innen eine Spendenbox in den Einrichtungen aufzustellen; die Einnahmen sollen im Rahmen des Projekts zur Ausrichtung einer Abschlussveranstaltung eingesetzt werden.

Das CO2-Einsparpotential

Gemäß Nutzerstudie des „Forum Freie Lastenräder“ aus dem Jahr 2016 gaben 46% der Teilnehmer*innen an, dass sie ihre Tour mit dem Auto gemacht hätten, wenn sie kein Lastenfahrrad zur Verfügung gehabt hätten. Rechnet man die Daten der Studie hoch, so ergeben sich pro Jahr und Lastenrad durchschnittlich ca. 500 vermiedene Autokilometer. Bei einer durchschnittlichen Emission von 142 g/PKW (Umweltbundesamt 2014) ergibt sich eine Reduzierung von 0,07 t CO2-Äquivalent pro Jahr und Rad, bezogen auf die eingesparten Autokilometer. Bei einer Annahme, dass 54% der Nutzer*innen ein anderes Verkehrsmittel, Bus oder Bahn, genutzt hätten, und einer mittleren Emission von 70 g/Personenkilometer ergibt sich eine weitere Reduzierung von 0,035 t CO2-Äquivalent pro Jahr und Rad.

Pro Lastenrad können im Jahr die THG-Emission von 0,1 t CO2-Äquivalent vermieden werden. Daher können in dem Projekt in zwei Bezirken mit 20 Lastenrädern 2 t CO2-Äquivalent pro Jahr eingespart werden.